Förderstufe IV: Klassen 7-9 | Sonderpädagogische Diagnose – und Werkstattklassen

Die Klassen der Jahrgangsstufen 7 – 9 werden als „Sonderpädagogische Diagnose- und Werkstattklassen“ (SDW) bezeichnet.

Den Schwerpunkt der erziehlichen und unterrichtlichen Arbeit stellt die Berufs- und Lebensorientierung der Schülerinnen und Schüler mit dem Ziel der zukünftigen beruflichen und gesellschaftlichen Eingliederung bei einer möglichst selbstständigen Lebensführung dar.

Zur Förderung der Entwicklung einer individuellen Lebensperspektive bedarf es der Vermittlung und Weiterentwicklung von Werten, von arbeitsbedeutsamen Schlüsselqualifikationen, von personalen und sozialen Kompetenzen sowie von Lernkompetenzen unter Berücksichtigung der Gesamtpersönlichkeit des Jugendlichen.

Wesentliche Inhalte des pädagogischen Handelns sind:

  • kontinuierliche diagnosegeleitete individuelle Förderung der Gesamtpersönlichkeit an schulischen und außerschulischen Lernorten;
  • individuelle und praxisbezogene Hilfen zur Arbeits-/Berufswahlvorbereitung und zur Berufsorientierung;
  • intensive, umfängliche und an der gegenwärtigen und zukünftigen Lebenswirklichkeit orientierte Hilfen zur Lebensplanung und Lebensgestaltung

Das Unterrichtsangebot und Abschlussmöglichkeiten in der Förderstufe IV

Der Unterricht erfolgt nach dem Rahmenlehrplan für den Förderschwerpunkt Lernen. Die Unterrichtsinhalte orientieren sich dabei an den Lehrplänen der Regelschule.

Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Förderschwerpunkt Lernen können folgende Abschlüsse erwerben:

  • den erfolgreichen Abschluss der Mittelschule nach Abschlussprüfung (nach § 57a Abs. 1 VSO-F).
  • den erfolgreichen Abschluss im Bildungsgang Lernen nach Abschlussprüfung (nach § 57a Abs. 3 VSO-F)

Zusätzlich erhalten alle Schülerinnen und Schüler im Förderschwerpunkt Lernen nach der 9. Jahrgangsstufen den individuellen Abschluss mit einer Beschreibung ihrer individuellen Leistungen und Kompetenzen.

Das Fach Berufs- und Lebensorientierung (BLO)

Das Fach Berufs- und Lebensorientierung (BLO) wird erstmals in der Förderstufe IV unterrichtet. Hierbei sollen sowohl lebensrelevante Inhalte, als auch praktische Grundfertigkeiten vermittelt werden.

Es gliedert sich in die Bereiche BLO-Theorie und BLO-Praxis:

BLO Theorie

grundlegende Informationen  und individuelle Erfahrungen über die Berufs- und Arbeitswelt

Zusammenhänge im Verhältnis
Mensch – Arbeit – Betrieb

Lebensplanung und Lebensgestaltung

BLO – Praxis

GtP
(Gewerblich – technische Praxis)

Fachtheorie und Fachpraxis
in den Berufsfeldern (wahlweise):

Holz
Metall
Bau
Farbe / Raumgestaltung
Gartenbau

BLO – Praxis

HsP
(Hauswirtschaftlich – soziale Praxis)

Fachtheorie und Fachpraxis
in den Berufsfeldern (wahlweise):

Hauswirtschaft / Ernährung
Service / Gastgewerbe
Textilpflege / Bekleidung
Körperpflege
Pflegedienst / Senioren
Verkauf

Besondere Verfahren im Fach BLO im Bereich der Berufsorientierung sind:

  • Betriebserkundungen
  • Berufsorientierungstage oder –wochen
  • Berufspraktikumstage oder –wochen
  • Arbeit in Schülerfirmen
  • Arbeit in Projekten
  • Erkunden von besonderen (Förder-)Einrichtungen zur Arbeits- und Berufsvorbereitung

Der Arbeitserzieher der Schule unterstützt alle Projekte und Aufgaben innerhalb des Lernbereichs BLO und bietet den Jugendlichen zusätzlich auf der Basis der Freiwilligkeit ein besonderes Arbeitstraining an.

In den SDW wird auch der Vermittlung von Inhalten im Bereich der Lebensorientierung besonders Rechnung getragen.
So gibt es an der Schule z.B. eine Vielzahl fächerübergreifender Projekte, die in Zusammenarbeit der Lehrkräfte mit den schulischen Fachkräften im Rahmen der Schulsozialarbeit und mit außerschulischen Kooperationspartnern vorbereitet und im Rahmen des Unterrichts gemeinsam durchgeführt werden (Beratungsstellen, Polizei und Justizbehörden, Facharztpraxen, Klinken und Krankenhäuser, Jugendamt, Stadt- und Kreisjugendring usw.).

Besondere Angebote außerhalb des Unterrichts

Die interdisziplinäre Kooperation von schulischen wie außerschulischen Fachkräften bietet zudem den Jugendlichen ein umfassendes Zusatzangebot zur freiwilligen Nutzung, z.B. im Rahmen von Arbeitsgemeinschaften, der  Schülervertretung (SMV) und der Schulsozialarbeit (Mädchen- und Jungengruppe, Arbeitstraining, Heilpädagogische Hilfen usw.). Ziel dieser Angebote ist die Entwicklung und Förderung von Interessen, Begabungen, Neigungen und Kompetenzen unter Berücksichtigung der Gesamtpersönlichkeit des Jugendlichen.

Auch engagieren sich die Jugendlichen alljährlich bei schulischen und außerschulischen caritativen Projekten.

Besondere Hilfen zur Eingliederung auf dem Berufs- und Arbeitsmarkt

Die Agnes-Wyssach-Schule arbeitet eng mit außerschulischen Institutionen und Einrichtungen zusammen, um den Jugendlichen den Übergang von der Schule in die Berufs- und Arbeitswelt zu erleichtern und deren Chancen auf eine Eingliederung auf dem Berufs- und Arbeitsmarkt zu verbessern:

Bundesagentur für Arbeit in Kempten

Die Bundesagentur für Arbeit bietet eine Vielzahl von Maßnahmen zur Unterstützung von Absolventen des SFZ an, um deren Berufswahl- und/oder Ausbildungsreife zu fördern oder eine Lehre in einem Betrieb auf dem freien Arbeitsmarkt oder in einer besonderen beruflichen Fördereinrichtung zu unterstützen.

Für die Schülerinnen und Schüler der Agnes-Wyssach-Schule und deren Eltern/Erziehungsberechtigte steht ein/e Reha- und Berufsberater/in der Bundesagentur für Arbeit in Kempten zur Verfügung.
Die Jugendlichen lernen die/den Reha- und Berufsberater/in der Agentur für Arbeit in Kempten i.d.R. im Rahmen des BLO-Unterrichts kennen, die Eltern/Erziehungsberechtigten meist bei einem gemeinsamen Elternabend in der Schule, der in der 8.Jahrgangsstufe stattfindet.
Für die Bewilligung von staatlichen Fördermaßnahmen bedarf es jedoch zunächst der Feststellung des individuellen Bedarfs an Eingliederungshilfen seitens der Agentur für Arbeit. Hierfür ist eine intensive Zusammenarbeit zwischen dem Jugendlichen, dessen Eltern/Erziehungsberechtigten, der Schule, evtl. Vertretern/innen der Jugendhilfe und/oder weiterer Fachdienste mit der Agentur für Arbeit dienlich.
Ein erstes persönliches Beratungsgespräch der/s Jugendlichen mit der/dem Reha- und Berufsberater/in findet i.d.R. nach dieser Bedarfs-Feststellung mit Beteiligung der Eltern/Erziehungsberechtigten und dem/der Klassleiter/in, ggf. auch mit Vertretern/innen der Jugendhilfe und/oder weiteren Fachdiensten, in der Schule statt. Es folgen weitere Gespräche des Jugendlichen und dessen Eltern/Erziehungsberechtigte in der Arbeitsagentur, falls erforderlich und gewünscht auch mit Beteiligung der Schule und anderen Partnern.
Grundsätzlich stehen die Fachkräfte des Sonderpädagogischen Förderzentrums den Schülerinnen und Schülern bis zum Ende von deren Schulzeit an der Agnes-Wyssach-Schule zur Verfügung, um in Zusammenarbeit mit dem Jugendlichen, dessen Eltern/ Erziehungsberechtigten und der Agentur für Arbeit, evtl. auch unter Beteiligung von weiteren Fachdiensten, alle Wege zu unterstützen, die die Chancen auf eine Eingliederung des Jugendlichen auf dem Berufs- und Arbeitsmarkt verbessern.

Darüber hinaus arbeitet die Agnes-Wyssach-Schule mit verschiedenen außerschulischen Institutionen zusammen, mit dem Ziel der Integration von Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf auf dem Berufs- und Arbeitsmarkt.

Diese Institutionen sind neben der Bundesagentur für Arbeit:

  • Industrie- und Handelskammer: IHK Schwaben
  • Handwerkskammer für Schwaben: HWK Schwaben
  • Unterschiedliche Betriebe aus der freien Wirtschaft
  • Berufsbildungswerke BBW und andere berufliche Bildungseinrichtungen in Schwaben
  • Integrationsfachdienst Schwaben: IFD-Schwaben
  • Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM)
  • Projekt „Zukunft bringt´s“ von der Stadt Kempten 

Die Fachkräfte der Agnes-Wyssach-Schule stehen den Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern/Erziehungsberechtigten beratend zur Verfügung und stellen auf Wunsch Kontakte her, um die außerschulischen Hilfsangebote zur beruflichen Integration von benachteiligten Jugendlichen zu nutzen, und unterstützen die Arbeit der Netzwerkpartner.